BRUCHGRENZEN

Siedlungsfunde auf dem Nettelberg, vormals eine kleine Insel im Seelschen See, bestätigten die Anwesenheit von Menschen seit der Steinzeit in unserer Region.

Viele damals entstandene Siedlungen im Umfeld des Sees sind heute nur als Wüstungen bekannt. Hakenstedt dagegen entwickelte sich zum Fischerdorf und überlebte. Ein flacher Strandverlauf erlaubte Fischern leichten Zugang zum See.

Als jedoch im 8. und 9. Jh. die Christianisierung unser Gebiet erfasste, entstanden Hoheitsgebiete, in deren Folge lokale Fürsten im Auftrag der Gebieter die Verwaltung übernahmen. Hakenstedt mit seinem Umfeld befand sich im Schnittpunkt der Machtzentren Magdeburg, Halberstadt und Braunschweig.

Im 12. Jh. wird ein Schloss in Erxleben und eine Burg in Ummendorf erwähnt, die hoheitliche Rechte wahrnahmen. Zwischen beiden Häusern lag der Seelsche See, den sie in Fanggebiete aufteilten.
Mit Gründung des Klosteraussenhofes Hakenstedt zum Ende des 13. Jh. erhob dieser ebenfalls Anspruch auf den See.

Alle drei einigten sich auf verlässliche Fischfanggebiete unterschiedlicher Größe. Grenzen dieser Einigung galten auch 1719 bei der Trockenlegung als Orientierung. So entspricht in einigen Abschnitten der Hauptgraben (Stechgraben) bis zum Reiherhals dem Grenzverlauf.
 
Waren es bis in die Neuzeit hinein lediglich drei Anliegergemeinden, so verrät uns ein Blick auf eine aktuelle Gemarkungskarte sieben, deren Flurstücke bis ins Kerngebiet des Seelschen Bruches reichen: Eimersleben, Erxleben, Uhrsleben, Hakenstedt, Ovelgünne, Ummendorf und Wefensleben.
 
Leider findet hier in Sachen Naturschutz eine alte Redensart ihre Bestätigung: „Viele Köche verderben den Brei.“