SCHLIMMEs Treffen
Karl Schlimme hat als verdienstvoller Heimat- und Naturkundler viele seiner Erkenntnisse veröffentlicht. Er engagierte sich sein Leben lang für die Bewahrung der Natur seiner Heimat.
Er war ein erfolgreicher Bodenkundler, erkundete u.a. die Wüstungsstelle von Klein Hakenstedt und bauliche Überreste der Kirche in Selschen. Beides im Umfeld des Seelschen Bruches gelegen, dessen Gebiet er seit 1939 aufsuchte.
Immer wieder zog es ihn dorthin, er notierte Beobachtungen in Tier- und Pflanzenwelt, ordnete Bodenfunde historisch ein und ging auf Begegnungen mit naturverbundenen Menschen ein. Darunter ein älterer Hakenstedter, den er 1991 erstmalig trifft und ihn später als „der große Kenner des Seelschen Bruches“ bezeichnet.
Bei weiteren Treffen in Hakenstedt nutzte Schlimme geschickt die redselige und humorvolle Art seines Gegenübers, der seine Schilderungen in ostfälischem Platt darbot. Karl Schlimme legte darüber mehrseitige Gedächtnisprotokolle an, die er 2002 auf zwei Seiten komprimierte.
Karl Schlimmes Notizen „Über Beobachtungen und Erlebnisse über sechs Jahrzehnte“ im Seelschen Bruch erschienen 2007 in der „Jahresschrift der Museen des LK Börde“. Das Kreis- und Stadtmuseum Haldensleben verwahrt seinen umfangreichen Nachlass.
Alle nachfolgenden Zitate sind Protokollen von Karl Schlimme entnommen. Sie vermitteln seine persönlichen Eindrücke aus Gesprächen mit dem älteren Hakenstedter – dem heimlichen König des Seelschen Bruches.
„1991 lernte ich ihn kennen. Acht eng beschriebene Schreibmaschinenseiten liegen heute vor mir, Gedächtnisprotokolle, entstanden nach langen Gesprächen. 81 war er da. Aufregendster Lebenslauf der mir da wieder einmal unter die Feder kam.“
„Mensch, dessen ganzes Leben mit dem Seelschen Bruch verbunden war und das er kennt wie kaum ein Zweiter.“
„„Et Brauk“ – sein lebenslanges Reich. Er hier der heimliche König.“
„Verliebt in das Seelsche Bruch. Er schwärmt. Schwärmt von den Zeiten seiner Jugendjahre, wenn sie mit Schlittschuhen von Hakenstedt bis Reiherhals … liefen.“
„Lebenslange Liebe – das Seelsche Bruch. Er kennt es wie kein Zweiter.“
„Ein harter Mann. Zweifellos. Und doch auch ein sympathischer Mann. Wunderbar unsere Gespräche in vertrauten Ostfälisch, sein Gebrauch der Jägersprache. Vielseitig interessiert ist er. Von ältesten versunkenen Siedlungen spricht er, von dramatischen Jagd-Episoden, vom alten Moor, vom Eisvogel, von Eulenbruten, Greifvogelfang, von den reichen früheren Niederwildstrecken von denen wir heute nur träumen können, von Dachsen, die damals noch von Sol zu Sol liefen, von den Lerchen („der Himmel war damals grau von Lerchen“), von den vielen Kiebitzen, den Großen Brachvögeln und einer letzten Brut hier, von den hier zahlreich brütenden Bekassinen einst, vom Entenfang an Eislöchern….“
Karl Schlimme beginnt seine Zusammenfassung von 2002 mit dem Satz:
„D e r Wilddieb der Börde, der l e t z t e, e c h t e, große.“
Ergänzend führt Karl Schlimme in einer als „Quelle: Neuhaldensleber Wochenblatt“ benannten Notiz noch dies aus:
„… der letzte große Wilddieb unseres Landes, … friedlich verstorben.“
Mein großer Dank geht an das Kreis- und Stadtarchiv Haldensleben für Einsichtnahme in Karl Schlimmes Nachlass.