===> HIMMELSZIEGEN.

Der bekannte Naturfreund und Heimatforscher Karl Schlimme besuchte seit 1939 das Seelsche Bruch und schrieb diese nieder. Seine Aufzeichnungen vertraute er viele Erkenntnisse und Beobachtungen an, die heute Zeugnis einer großen Biodiversität im Seelschen Bruch ablegen. Weitere Berichte vom Seelschen Bruch und seinem Umfeld lieferte die lokale Tagespresse. Diese Artikel schildern seine naturbezogenen Erlebnisse und Erkenntnisse aus diesem schützenswerten Biotop. Heute noch vermitteln seine Texte eine beeindruckende Präsenz von Flora und Fauna des Seelschen Bruches. 

Verstärkt ist seit den 1960er Jahren eine dramatische Dezimierung der Artenvielfalt zu verzeichnen.

Heute ist es mehr denn je erforderlich, das Seelsche Bruch in seiner Einzigartigkeit vor weiterer Zerstörung zu bewahren. Ein artgerechter Lebensraum würde vorhandene Pflanzen und Tiere schützen und abgewanderte Arten eine neue Heimat bieten.

In der lokalen Tagespresse erschien dieser Artikel von Karl Schlimme im Januar 1983:  

Unter "Himmelsziegen" durch das Seelsche Bruch 


„Neu Ummendorf – „Rätsch! Rätsch“ rufen sie, steigen direkte vor uns auf und fliegen ab in unberechenbarem Zickzackkurs. „Himmelsziegen“ sagt der Volksmund, Bekassinen, Sumpfschnepfen nennt sie die Wissenschaft. Unverkennbar ist die helle Unterseite unverkennbar der 6 bis 7 cm lange Stecher.

Nass war das Bruch 1980, 1981, auch noch in den Frühjahrsmonaten 1982. Die große Trockenheit stand erst noch bevor, da man Wasser in den „See“ fahren musste, um die Rinderherden zu tränken. Im Frühjahr standen noch allerwegen „Lagunen“, seichtes Wasser.

Das ist ihr Revier. Hier finden unsere Bekassinen Nahrung und Deckung beim Brutgeschäft. An die 25 zählte ich mit Sicherheit 1982 im Seelschen Bruch. Auch der Große Brachvogel war wieder da. Weither verrät ihn schon immer sein melodisches Flöten.

Dat Brauk“ – viel Ursprüngliches bietet es dem Wanderer in weiter Wiesen- und Weideneinsamkeit. Zeitig im Jahr sind es die Kiebitze, die „Wächter des Moores“, die hier mit gaukelndem Flug und wilden Schreien die Luft beherrschen. Ständig sieht man hier die Stockenten. Immer sind wenigstens einzelne Graureiher anzutreffen, im Sommer in Trupps, wie auch die Weißstörche.

Bemerkenswerte Beobachtungen 1982: Durchzügler verschiedenster Art. Da waren drei Paare der seltenen Löffelenten, schöner noch als die so farbenprächtigen Stockentenerpel. Da waren es später noch einmal vier Löffelenten. 70 Knäckenten wurden gezählt. Unter Hunderten Stockenten auch in diesem Jahr wieder eine rein weiße.

Eine große Freude, im Bruch wieder einmal  drei Sumpfrohreulen registrieren zu können. Von einer weiteren fand ich nur noch Reste. Ob es wohl zu einer Brut gekommen ist? Nützlich sind sie, schön und selten. Bodenbrüter sind es. Unter den Greifvögeln am Himmel auch ein Paar Rauhfußbussarde.

Auch seltene und geschützte Pflanzen stehen noch immer zwischen Glockenborn und Reiherhals. Rückläufig aber die Bestände. Ganze zwei Herbstzeitlosen fand ich blühend. Vier blühende Pflanzen des Sumpfherzblattes und knapp vierzig Orchideen, Breitblättrige Knabenkräuter. Am Ausgang des Bruches an den Trockenhängen auch noch Schlüsselblumen und Adonisröschen.

Nichts ist verloren, wenn wir alle es schützen. Schützen, wie die noch immer kräftig sprudelnde Quelle des Glockenborn, erfrischend und labend ihr Wasser.“