===> GREIF

Wie gern möchte ich nur einmal in meinem Leben
auf Flügeln eines Greifs durch Lüfte schweben,
um voller Ehrfurcht auf seinen großen Schwingen
dort einzigartige Momente alleine zu verbringen.

Wir steigen auf, wie es bei Greifen nun mal so Sitte,
dank der Thermik hoch hinauf, bis in der Wolken Mitte.
Blauer Himmel strahlt, die weißen Wolken ziehn,
so können wir ganz schnell der Wirklichkeit entfliehn.


Unter uns ausgebreitet, in seiner vollen Pracht,
ein Gebiet, das mir schon lange große Freude macht.
Das Seelsche Bruch, mit Sagen und Geschichten,
die aus vergangenen Zeiten mystisches berichten.

Im finsteren Mittelalter, so kann man lesen –
war an gleicher Stelle ein riesiger See gewesen.
Fischer warfen schwungvoll ihre Netze aus,
und brachten stets einen guten Fang nach Haus.

Doch diese Zeiten sind lange schon verstrichen,
der einstige See ist dem Seelschen Bruch gewichen.
Hier bieten kleine Holzungen und weites Wiesenland
sensiblen Tieren und Pflanzen Schutz und Bestand.


Aber selbst hoch aus den Wolken ist auszumachen,
daß schon seit einigen Zeiten nicht so schöne Sachen
auf den weiten Bruchwiesen ab und zu passieren,
die Naturschutz in diesem Gebiet wohl ignorieren.

Sensibler Wiesengrund wird dermaßen überdüngt,
daß die betroffene Natur stets mit dem Leben ringt.
Selbst die Bodenstruktur und viele kleine Lebewesen –
sind nach diesen Duschen kaum noch fähig zu genesen.

Umweltschutz würde dem Seelschen Bruch gut stehn,
soll es mit unserer Natur nicht weiter abwärts gehn.
Vielleicht kommen ja auch mal wieder Zeiten zurück,
wo echter Naturschutz das Seelsche Bruch beglückt.


Mein Greif hat nun eine neue Richtung im Visier,
unter uns Schwäne, Enten, Gänse und anderes Getier.
Wir fliegen erhaben über silber glänzende kleine Seen,
die seit Renaturierung des Bruches nun hier stehn.

Ein Stückchen weiter, im großen Areal ist zu erkennen,
daß stolze Wasserbüffel in der warmen Sonne pennen.
Neben ihnen grasen auf der satten grünen Weide
Exmoorponys, die die Wasserbüffel hier begleiten.


Ein tolles Bild, das schöne Seelsche Bruch von oben,
wer es mit allen Sinnen bewusst erfasst, muss es loben.
Nicht nur die Wolkensicht läßt die Schönheit betrachten,
auch ein Spaziergang durchs Bruch ist nicht zu verachten.

© Bernd Gehre 2022