Verlassen und kaum wahrnehmbar
liegen Reste der Wüstungsstelle von Selschen im Ackerboden unweit von Neu Ummendorf. Selschen, bereits um das Jahr 900 urkundlich erwähnt, besaß ein massives Kirchengebäude, von dem Teile der Grundmauer freigelegt wurden. Die Dimension dieses Bauwerks verrät einen bedeutenden Kirchenbezirk des Bistums Halberstadt. So verwaltete Selschen ein gleichbenanntes Archidiakonat, dessen Amtssitz in Selschen war. Zum Pfarrbezirk des Archidiakonats von Selschen gehörten fast alle Siedlungen im Einzugsbereich des Selschen Sees.
Nur mit viel Phantasie ist es heute möglich, die einst glorreiche Geschichte der Siedlung Selschen zum Leben zu erwecken. Um 1487 als der Landgraben in Richtung Ummendorfer Schäferei auf 2,5 Km Länge entstand, verließen letzte Bewohner Selschen.
Bezaubernde Sagen und mystische Erzählungen ranken sich um
diese märchenhafte Wüstungsstelle und den untergegangenen großen fischreichen See.
Bootstege für Kähne der
Fischer lagen am Ufer, glitzernde Sonnenstrahlen brachen sich im
munteren Wellengang des großen Wassers. Im Schein von mohnrot glänzenden Wolkentürmen
einer untergehenden Sonne saßen Fischer am Strand und reparierten ihre Netze.
An diese bewegten Zeiten unserer
Wüstung erinnern heute nur noch fast unscheinbar daherkommende Zeugen, die
kundige Bodendenkmalpfleger in mühsamer Kleinarbeit bargen und dokumentierten.
Nur versierte Hobbyarchäologen
verstehen es, diesen schlichten Fundstücken wie Bodenscherben, Zierrat oder
Bleitäfelchen wahre Geheimnisse zu entlocken, und uns damit heute einen
aufschlussreichen Einblick in das Leben des Mittelalters zu
vermitteln.
Als Namensgeberin für das Seelsche
Bruch hat sich die vormalige Siedlung Selschen bis heute einen festen Platz im
Geschichtsbuch gesichert.
Als überlieferten Sagen gibt es auch diese Version:
Aus des Sees tiefem, tiefem Grunde
Als überlieferten Sagen gibt es auch diese Version:
Aus des Sees tiefem, tiefem Grunde
klangen
Abendglocken dumpf und matt,
und
sie gaben wunderbare Kunde
von
des alten schönen Dorfes statt.
In
dem See ging plötzlich es zu Grunde,
doch
die Trümmer blieben unten stehn,
und
man hat zu mancher, mancher Stunde
Seelschens
lieblich Bild dort einst gesehn.
Und
der Fischer, der den Zauberschimmer
oftmals
sah im hellen Abendrot, -
von
dem Dorf erzählt er warnend immer,
weil
es gottlos, ward's gestraft von Gott.