Das Seelsche Bruch ist schon ewig mein Zuhaus –
hier bin ich immer gern, hier kenn ich mich aus.
Ich stromere durch das Bruch an vielen Tagen,
ohne nach dem eigentlichen Grund zu fragen.
Ich fühl mich pudelwohl inmitten der Natur,
eine Landschaft, so harmonisch, so echt und pur.
Genieße dabei alle Stunden zu jeder Jahreszeit,
egal, ob die Sonne lacht oder ob es schneit.
Ich seh den edlen Greif, wie er seine Kreise zieht,
und bemerke einen Hasen, wie er vor mir flieht.
Oft kann ich in stiller Ruhe mir beschauen,
wie sich bange Rehe aus dem Dickicht trauen.
Genüsslich nagt dort ein Biber am alten Pappelholz,
auf solche kurzen Momente bin ich wirklich stolz.
Ein schlauer Fuchs setzt flinken Mäusen nach,
um wieder satt zu werden, auch an diesem Tag.
Ganz hinten, auf den silberfarbenen kleinen Seen,
erspäht man weiße Schwäne, wie sie ins Wasser gehn.
Enten, Gänse, ferner eine Schar wildes Wassergetier
besiedelt seit mehreren Jahren dieses neue Revier.
Wenn im Sommer ein Gewitterregen zu Ende geht,
und am Himmelszelt ein bunter Regenbogen steht –
dann ist das Bruch erfüllt von herrlich frischem Duft,
alles ringsum ist erquickt von würzig klarer Luft.
Täglich, wenn die Dämmerung das Bruch umhüllt,
sich die Gegend zunehmend mit Lebewesen füllt.
Nachtschwärmer und hauptsächlich scheue Tiere
verlassen ihr Versteck und begeben sich vor ihre Türe.
Dunkle Augenpaare glänzen im diffusen Mondenschein,
ist es ein Dachs, oder kann es gar ein Waschbär sein?
Sehr spannend dies mit eigenen Augen anzusehn,
und dabei aufmerksam im Seelschen Bruch zu stehn.
Eine große Freude bieten jährlich bei ihren Zügen,
die Kraniche mit ihren streng formierten Flügen.
Zweimal im Jahr, bei Reisen zu ihren Revieren,
rasten sie im Seelschen Bruch mit vielen Tieren.
Ich schau hinüber zum uralten Rest vom Wüstungsort,
zum Dorf Selschen, es spülte längst die Entwicklung fort.
Nur mystische Sagen und geheimnisvolle Geschichten
uns heute noch ab und zu davon nähere Details berichten.
Dazu gehören Taternspring und Glockenborn,
wo einst im Mittelalter eine Glocke ging verlorn.
Diese entdeckte später beim Suhlen ein Schwein,
angeblich soll es seit dem die Uhrsleber Glocke sein.
Tiefe Gräben durchziehen das weite Gelände,
bis zum Reiherhals, hier finden sie ihr Ende.
Zwei bedeutende Gräben gelten als dominant,
als Haupt- und Bruchgraben sind sie bekannt.
Früher konnte man in den breiten Gräben sehn,
wie lebhafte Sticherlinge ihre Runden drehn,
doch inzwischen ist das Wasser wieder optisch klar,
nur Lebewesen sind darin fortwährend äußerst rar.
Über Jahre hinweg wurde gröblich die Natur verletzt
und sie so in den heutigen miesen Stand versetzt.
Es ist endlich an der Zeit, sich deshalb zu besinnen,
und mit Naturschutz vor der Haustür zu beginnen.
B. Gehre 2021
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