Es ist sicherlich nicht
vermessen, heute auf einen bereits 2007 ausgearbeiteten Plan zur
Unterschutzstellung eines großen Teilgebietes des Seelschen Bruches
aufmerksam zu machen. Leider schlummert dieses Projekt immernoch in
behördlichen Schubladen. Seine Umsetzung scheiterte bislang an fehlender
Unterstützung betroffener Nutzer und
Anliegergemeinden. Insgesamt weist der Planentwurf ein
ca. 1.000 Hektar großes Gelände für eine Unterschutzstellung nach.
Bei Ermittlung des betroffenen Areals hat sich bestimmt niemand
vermessen.
Zwischen Altem Heerweg, Autobahn und
der einstigen Bahnlinie bis zum Reiherhals liegen im Seelschen Bruch
zwei unterschiedliche Zonen, die sich als Kern- und Randgebiet
beschreiben lassen.
Als 2017 das
europäische Projekt „Natura 2000“ Chancen zur Schaffung von Naturschutzgebieten in
Sachsen-Anhalt eröffnete, ließ man
diese Gelegenheit fürs Seelsche Bruch ungenutzt verstreichen.
Zur Realisierung des Entwurfs zur
Vergabe des Schutzstatus (LSG) fehlte damals wie heute das ausdrückliche
Einverständnis aller Bewirtschafter, Eigentümer und Nutzer der
Flächen südlich des Bruchgrabens. Selbst Anliegergemeinden, bzw. ihre
behördlichen Vertreter,
bekundeten lediglich unverbindliches Interesse an einer veränderten
Nutzung im Seelschen Bruch. Ohne direkte Einbringung von Gemeinden,
Verbänden oder Organisationen besteht kaum die Chance
einer zeitnahen Umsetzung im Sinne eines wirklichen Naturschutzes im
Interesse
des Gemeinwohls.
Mit Ausbau der A2 gingen bereits
Ausgleichsmaßnahmen im Seelschen Bruch einher, die auf einer vom Bund
erworbenen Fläche von ca. 240 Hektar sichtbare Folgen zeigen. Innerhalb
dieses Areals fand 2019 eine Ausgliederung von ca. 80 Hektar für das
Projekt
„Weidelandschaft Seelsches Bruch“ in Verantwortung der
Agrargenossenschaft
Emden e.G. statt. Hier, wo sich Wasserbüffel, Exmoorponys und Harzer
Höhenvieh friedlich im weitläufigen Areal bewegen, ist bereits eine
positive Auswirkung bei Zunahme der Artenvielfalt
bemerkbar.
Zur Optimierung der Biodiversität in
diesem schützenswerten Aral sollte auch eine Umnutzung der restlichen
Flächen zeitnah geschehen. Für nachfolgende Generationen lohnt es sich
auf jeden Fall, Beweise eines
heimatverbundenen Naturschutzes im Seelschen Bruch zu hinterlassen.
Dabei sollte der Bruchgraben endlich seine Bedeutung als Trennlinie
zwischen zwei Bewirtschaftungsformen verlieren. Gerade im Areal südlich
des Bruchgrabens erfolgt eine zyklische Ausbringung von Flüssigresten
aus Biogasanlagen und/oder Tierhaltungen, die schädigende Auswirkungen
auf den Grundwasserhaushalt besitzen.
"Nicht warten, sondern handeln" müsste die Devise lauten, bevor uns der Klimawandel ein Schnippchen schlägt. Oder
ist dieser Wunsch etwa zu vermessen?