===> SCHUTZSTATUS SB

Unser Seelsches Bruch ist ein bekanntes schützenswertes Biotop mit einer besonderen kulturellen Bedeutung. Es begrenzen nördlich und südlich zwei kleine Hügelverläufe, die in der südwestlichen Ecke des breiten Talkessels eine natürliche Barriere am Reiherhals bilden. Unsere Vorfahren schufen hier einst im Zuge der Trockenlegung einen Durchbruch zur Aller. Ein dort eingebautes Wehr sollte das Wasserniveaus in diesem Areal regeln, ist aber seit langem dieser Funktion beraubt. Sein momentaner Zustand erlaubt eine unregulierte Entwässerung des gesamten Niederschlaggebietes und dies gerade in den regenarmen letzten Jahren.     

Seit Trockenlegung des fischreichen Sees entwickelte sich ab 1724 im Seelschen Bruch eine auffallende Diversität von Tieren und Pflanzen. Ein beeindruckendes Mischgebiet aus verschiedenen Nutzungszonen bildete sich heraus. Ackerflächen und Weideland, breite und schmale Gräben, Buschwerk und lokal begrenzten kleinere Baumbestände formen eine harmonische Landschaft. Alte Pappeln künden mit ihrer natürlichen Erscheinung von der Vergänglichkeit der Natur. Es ist deshalb gerade heute wichtig, etwas zum Erhalt unserer heimatlichen grünen Inseln zu unternehmen.

Im Seelschen Bruch, dieser einmaligen Naturlandschaft, war nicht nur eine große Vielfalt von Niederwild heimisch, sondern auch eine ansehnliche Vielzahl von gefiederten Vertretern. Selbst scheue Kraniche nutzten gern die weiten Flächen des Seelschen Bruches für eine kurze Rast während ihrer Durchzüge. Besondere Beachtung fand der heimische Brachvogel, der hier einen vortrefflichen Lebensraum vorfand. Mittlerweile sind viele Tier- und Pflanzenarten aus dem Seelschen Bruch wohl für immer verschwunden, wie unser Brachvogel, Fasane und Rebhühner. Noch verbliebene Vertreter aus Flora und Fauna leiden zunehmend unter Einflüssen von Umwelt, Klima und menschlichem Tun.

Neben seiner Nützlichkeit zur Wiederbelebung der Artenvielfalt bietet das Seelsche Bruch viele kulturhistorische Merkmale, die mit unserer Heimat verwurzelt sind. Nicht nur mystische Sagen und Geschichten bereichern unseren heimatlichen Schatz an Überlieferungen, sondern auch Belege einer uralten menschlichen Besiedlung des Territoriums. Funde aller Siedlungsepochen auf dem 123,4 Meter hohen Nettelberg, einer Insel im Seelschen See, geben davon Auskunft. Allein die Siedlung Seelschen liefert Beweise die über die Zeit der Christianisierung hinausgehen. Selschens große Kirche diente einst als Taufkirche vieler im Umfeld des Sees befindlichen Siedlungen. So die Überlieferung.

Schon allein diese bisher aufgeführten Argumente dürften für die Vergabe eines entsprechenden Schutzstatus für das Seelsche Bruch ausreichen. So nimmt der ehemalige See mit seiner Fläche von über 770 Hektar den größten Anteil am ausgewiesenen Schutzgebiet von ca. 1.000 Hektar ein. Seit 2007 wartet ein fertiggestellter Entwurf als „LSG Seelsches Bruch und Hüllberg“ auf seine Realisierung.

Leider scheitert seine Umsetzung bislang an banalen Interessenkonflikten einiger Eigentümer und Nutzer von betroffenen Wiesenarealen. Sie befürchten mit Umwidmung ihrer Flächen eine Begrenzung der aktuell praktizierten Verwertung. 

Auch wenn zwischenzeitlich eine Fläche von 250 Hektar mit einem bedingten Schutzstatus ausgestattet ist, wird erst mit Unterschutzstellung der Gesamtfläche ein erstrebenswerter Zustand erreicht. 

Gerade in einer Zeit von verschärften Klimaänderungen ist eine zeitnahe Realisierung des vorliegenden Konzeptes „LSG Seelsches Bruch und Hüllberg“ angebracht. Das Kleinod Seelsches Bruch sollte wieder ein Hort für Lebensqualität für Flora und Fauna werden und unserer Heimat erhalten bleiben.